Der gemeinsame Weg der europäischen Vertriebenen

Sonntag,28.Oktober2012 von

Mitteilung der EUFV vom 1.7.2008

Über die Europäische Union der Flüchtlinge und Vertriebenen – EUFV – wird in sudetendeutschen Kreisen leider wenig objektives Wissen verbreitet und diese Desinformation wird gezielt benutzt, um Unsicherheiten und Misstrauen zu schüren.

Was die EUFV nicht ist.
1.Die EUFV ist keine Institution zum Zweck der Repräsentation oder Pflege der Erinnerungskultur auf internationaler Ebene und daher weder Doppelgänger noch Rivale der Landsmannschaften.
2.Die EUFV beherbergt, entgegen böswilligen Behauptungen, keine radikalen oder fanatischen Elemente.
3.Die EUFV behindert oder beschneidet in keiner Weise die autonomen Tätigkeiten der Landsmannschaften.
4.Die EUFV schafft keine neuen Spannungen zwischen europäischen Partnernationen.

Die EUFV ist hingegen
1.ein europäischer Zusammenschluss großer und anerkannter nationaler Vertriebenenverbände, der die Interessen der Flüchtlinge und Vertriebenen genauso vertritt wie eine Gewerkschaft die Interessen von Arbeitnehmern vertritt. Die EUFV arbeitet daher zwangsläufig mit politischen Parteien und Institutionen zusammen, aber sie hat ihr Handeln nicht Parteien oder Regierungen sondern einzig und allein den Flüchtlingen und Vertriebenen gegenüber zu verantworten.
2.Sie bedient sich in der Ausübung ihrer Tätigkeiten ausschließlich legaler Mittel und Wege und benutzt rechtmäßig die von europäischen Institutionen zur Verfügung gestellten Möglichkeiten. So gilt ihr vorrangiges Projekt der Einrichtung einer europäischen Kommission für Flüchtlings- und Vertriebenenfragen, auf die die rund 20 Millionen europäischen Flüchtlinge und Vertriebenen, deren Rechte seit Jahrzehnten missachtet werden, längst ein Anrecht gehabt hätten. Das hat nichts mit radikalem Vorgehen zu tun, sondern mit dem Eintreten für Menschenrechte. Wenn in der EUFV radikale Elemente wären, wäre ich nicht bereit, mein Zeugnis als liberale und übernationale Europäerin einzubringen, die sich für das Heimatrecht als Grundrecht aller Menschen einsetzt.
3.Meine Tätigkeit als ehrenamtliche Mitarbeiterin der EUFV steht in keinerlei Konflikt zu meinen guten Beziehungen zu Bewohnern meiner Heimat, die mir ihr persönliches Bedauern über die Vertreibung ausgesprochen haben. Meine Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Personen guten Willens nicht das erforderliche Gewicht haben und dass einseitiges Entgegengehen ein übersteigertes Opferdenken der anderen Seite zur Folge hat. Eine sachliche Konfrontation ist deshalb unaufschiebbar.
4.Damit schafft die EUFV keine neuen Spannungsfelder sondern baut bestehende ab, denn sie schlägt Brücken zu Vertriebenen über schwierige internationale Beziehungen hinweg. Die EUFV bietet und fördert völlig neue Dialogmöglichkeiten, denn alle Vertriebenen Europas haben erlittenes Unrecht und Leid gemeinsam.

Damit holt die EUFV die deutschen Vertriebenen aus der Ecke der Bösewichte heraus und verleiht ihnen internationale Glaubwürdigkeit und Solidarität.

Anderen Völkern angetanes Leid muss von den jeweiligen Nationen selbstverständlich verantwortet werden. Deshalb haben deutsche Regierungen in der Vertriebenenfrage keinen Verhandlungsspielraum.

In keinem Fall kann die Verantwortung aber kurz und bündig Millionen von Vertriebenen aufgebürdet und mit dem Einzug von deren Eigentum und Heimat verrechnet werden. Vertreibungen sind Selbstjustiz genauso wie Kriege und sind deshalb genauso verbrecherisch.

Wir alle wünschen unseren Nachkommen ein einiges und friedvolles Europa. Das kann aber nicht auf Heuchelei beruhen. Švejk ist seit langem tot und seine Lebensphilosophie hat in einem freien und demokratischen Europa keine Daseinsberechtigung mehr. Probleme europäischer Dimension müssen auf europäischer Ebene diskutiert und gelöst werden.

Dafür setzen sich die jungen italienischen Initiatoren der EUFV ein. Sie opfern ihre Energien, ihre Zeit, die sie beruflich gewinnbringend einsetzen könnten, und ihre finanziellen Mittel für uns alle. Ich bin Dr. Lacota und seinen Mitstreitern dafür sehr dankbar und empfinde es deshalb als unmoralisch, die Initiative nicht mit allen meinen Kräften zu unterstützen. Und als in Italien lebende Sudetendeutsche schäme ich mich für das zögernde Verhalten, das ihnen von der SL in Deutschland entgegen gebracht wird und das nur als beschönigtes Misstrauen verstanden werden kann.

Die EUFV ist naturgemäß ein uns alle – über persönliche Meinungen und politische Positionen hinweg – einigendes, gemeinsames Projekt und deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass die in Deutschland lebenden Sudetendeutschen ihre Solidarität mit den Vertriebenen Europas durch einen raschen Beitritt bekunden.

Die Landsmannschaften der Schlesier und der Ostpreußen und die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich sind bereits Vollmitglieder. Nähere Informationen finden Sie bei www.eufv.eu

Es grüßt Sie sehr herzlich
Ihre
Isa Engelmann
Verona/Italien

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