Franz Metzner, der Bildhauer des Völkerschlachtdenkmals

Donnerstag,26.September2013 von

Franz Metzner aus Wscherau im Kreis Mies war der Bildhauer des Völkerschlachtdenkmals

Deutschland ließ das Datum der Völkerschlacht vor 200 Jahren ohne offizielle Würdigung verstreichen. Für den Witikobund ist es aber Anlass, an den sudetendeutschen Bildhauer des Völkerschlachtdenkmals zu erinnern: Franz Metzner wurde am 18. November 1870 in Wscherau, Kreis Mies, geboren. Obwohl er West-böhmen gleich nach seiner Steinmetzlehre in Pilsen verließ, „hing er bis zum Tode mit zäher Treue an seiner deutsch-böhmischen Heimat“. Das bezeugte sein Freund Franz Servaes 1929 in der Eröffnungs-rede zur Metzner-Gedächtnisausstellung in Berlin. Saevas fügte hinzu: „Daher verdient es diese Heimat auch, dass sie vor allem ihn ehren und zu ihren engstverbundenen Söhnen rechnen darf.“ Metzners Eltern lebten von einer kleinen Landwirtschaft und führten nebenbei einen Gemischtwaren-laden. Vater Josef entstammte einer alten Wscherauer Familie von Gewerbetreibenden. Die Mutter, Maria Heidl, war die Tochter eines Braumeisters aus dem Egerland-Dorf Branischau (bei Tepl), wo ihre Familie über Generationen nachzuweisen ist. Franz Metzner war ein talentierter Zeichner und kam zu Steinmetzmeister Wild in Pilsen in die Lehre. Herr Wild hätte Franz Metzner gerne als ständigen Mitarbeiter behalten, aber dieser wollte dazulernen und ging auf Wanderschaft. Seine Stationen waren Dresden Breslau, Leipzig, Köln, Hamburg, Frankfurt usw. In Dresden besuchte er einen Abendkurs an der Kunstgewerbeschule. 1891 ging er nach Paris und 1893 bereiste er Italien. Nach dem frühen Tod seines Vaters unterstützte er die Mutter und seinen jüngeren Bruder Raimund. Dadurch kam er in den Genuß einer verkürzten Militärzeit, die er 1889 ableistete. Danach ging er nach Berlin. Anfänge in Berlin Als Metzner 1894 nach Berlin kam, beherrschte er sein Handwerk vollkommen. Nach zwei Jahren mietete er ein kleines Atelier in Berlin-Friedenau und befasste sich mit Schmuck- und Porzellan-modellen. 1900 reichte er 37 Arbeiten für die Pariser Welt-ausstellung ein und erhielt mehrere Auszeichnungen. Kunst-zeitschriften, besonders die einflussreiche Darmstädter Zeitschrift „Kunst und Dekoration“, wurden auf ihn aufmerksam. Dennoch betrachtete Metzner diese eher kunstgewerbliche Tätigkeit als nebensächlich. Er träumte von Monumenten und Großplastiken und beteiligte sich mit unterschiedlichen Erfolgen an Wettbewerben für das Wagnerdenkmal in Berlin (9. Rang unter 560!) und das Bismarckdenkmal in Hamburg. Zum Zuge kamen oft andere, teilweise als „armselig“ beurteilte Entwürfe. Metzner wandte sich 1903 der Wiener Kunstszene zu. Er fand Anerkennung und wurde zum Professor an der Kunstgewerbeschule ernannt. Sein erstes Wiener Werk war „Die Erde“, das Metzners Art besonders gut ausdrückte. Ihm ging es nie darum, nur schön geformte Körper nachzubilden, sondern zeigt den Menschen immer in seinem Kampf gegen die Gewalten des Schicksals. 1904 entstand der Entwurf für den Nibelungenbrunnen mit der Gestalt des Rüdigers. 1905 nahm Metzner die Arbeiten für das Standbild des Volksdichters Stelzhammer auf, das heute noch in Linz steht. Den Auftrag dazu erteilte das österreichische Unterrichtsministerium. Der Auftrag für das Völkerschlachtdenkmal Ursprünglich waren mit der Ausführung des Völkerschlachtdenkmals der Architekt Bruno Schmitz und der Bildhauer Christian Behrens betraut. 1905 verstarb jedoch Behrens, und Schmitz suchte einen Nachfolger. Auf Metzner soll Schmitz eher zufällig gestoßen sein, als er im Schaufenster einer Dresdener Buchhandlung das ganz Franz Metzner gewidmete Sonderheft der sudetendeutschen Kulturzeitschrift „Deutsche Arbeit“ sah. Schmitz erkannte die Kongenialität und ging unverzüglich zum nächsten Telegraphenamt, um Kontakt aufzunehmen. Metzner sagte zu und verlegte seinen Wohnsitz wieder nach Berlin zurück. Für ein Honorar von 100.000 Goldmark übernahm er die Verantwortung für den gesamten plastischen Schmuck des Völkerschlachtdenkmals. Das Völkerschlachtdenkmal als Kunstwerk Das Völkerschlachtdenkmal war das größte im 20. Jahrhundert verwirklichte Denkmal. Metzners Traum, monumentale Kunst zu gestalten, hatte sich erfüllt. Er bediente sich bewusst archaischer Formen mit ägyptischen und fernöstlichen Anklängen. Nebensächliches mied er, was er anstrebte, war die „reine Plastik“ (Servaes, Katalog, S. 6). Vieles war durch die Architektur des Denkmals vorgegeben. Die große Figur des Hl. Michael an der Eingangsseite geht sogar ganz auf einen Plan von Christian Behrens zurück. Dem Einfluß Metzners verdankt das Denkmal jedoch den Charakter eines riesigen Totenmals. Die Gedanken an Opfer und unerbittliche Tragik des Schicksals stehen im Vordergrund. Ein billiges Jubeldenkmal ist es unter Metzners Hand nicht geworden. Kaiser Wilhelm II. reagierte auf Metzners „reine Plastik“ sehr kühl. Bei der Einweihungsfeier erhielt Metzner nicht einmal den bei solchen Anlässen üblichen Orden. Wilhelms Zurückhaltung bewirkten wahrscheinlich auch, dass Metzner in den Dokumentationen zur Entstehungsgeschichte des Denkmals höchstens am Rande erwähnt wird, was doch sehr erstaunt, denn Metzners Beitrag zum Gesamtwerk war, verglichen mit dem des Architekten Schmitz, wohl „der bedeutendere“ (Pötzl-Malikowa, Katalog, S 20). Metzners Werk muß man auch im europäischen Zusammenhang sehen, wo es eine „Strömung des archaisierenden Monumentalismus“ gab (Schmoll, Katalog, S. 11). Krieg und Kriegsende Metzner wird oft auf das Völkerschlachtdenkmal reduziert. Die Versuchung ist groß, weil er danach kriegsbedingt kaum Aufträge ausführte und schon 1919 starb. Sein Werk ist aber viel umfangreicher. So hat er auch während der Arbeiten am Völkerschlachtdenkmal zahlreiche noch in Wien begonnene Werke fertiggestellt, darunter einige für sudetendeutsche Städte. Im Winter 1917/18 besuchte er nachweislich noch einmal Wscherau, um die Gräber seiner Eltern zu besuchen. Im Frühjahr 1919 (bald nach der Abdankung des Kaisers!) erlebte er noch die Ernennung zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Am 24. März 1919 starb Metzner an einer Grippe. Was blieb Metzner hatte sich 1910 in Berlin-Zehlendorf, Machnowerstrasse 39, eine Villa und eigene Atelierräume gebaut. Dort fand man nach seinem Tode die sorgsam in Tücher gehüllte Figur „Zusammenbruch“, die ohne Zweifel Metzners Stimmung bei Kriegsende ausdrückt. Noch im Todesjahr veranstalteten seine Freunde und Verehrer eine Gedächtnisausstellung in Berlin. Im Garten von Metzners Villa befanden sich noch das Mozartdenkmal und das Rüdigerdenkmal. Ersteres war eigentlich für Prag gedacht, wurde dann aber von Teplitz-Schönau als Ersatz für das gestürzte Joseph II-Denkmal erworben. Das Rüdigerdenkmal kam 1923 nach Gablonz, obwohl es ursprünglich für Wien vorgesehen war. Beide Denkmale wurden von den Tschechen 1945 beseitigt. Das Mozartdenkmal wurde jetzt wieder hervorgeholt, während das Rüdigerdenkmal 1970 von den vertriebenen Gablonzern für Neugablonz erneut erworben wurde. Zehn Jahre nach Metzners Tod ehrte man den Künstler in Berlin wieder mit einer Ausstellung in seinen Atelierräumen. Die Gedenkreden hielten Prof. Grosser, damals Rektor der Deutschen Universität Prag, und Dr. Franz Servaes, ein Freund Metzners. Die Feier wurde von Dr. Ernst Leibl organisiert und vom „Sudetendeutschen Heimatbund Berlin“ unterstützt. In Wscherau brachte man am 11.November 1943 am Geburtshaus Metzners eine Gedenktafel an, 1945 wurde sie von den Tschechen wieder entfernt, später das ganze Haus. Nach der Vertreibung kümmerte sich der Heimatkreis Mies-Pilsen um das Erbe Metzners. Frau Schmitt-Tropschuh, geb. Linhart, füllte in achtjähriger Suche fünf Leitzordner mit Metzner-Dokum-enten. Dieses Material sandte sie 1966 an die Gemäldegalerie München. Es sollte die Grundlage für ein großes Metzner-Buch sein. Dieser Wunsch erfüllte sich nicht, führte aber zu einigen wissen-schaftlichen Aufsätzen und regte 1977 den Adalbert-Stifter-Verein zur Durchführung einer großen Metzner-Ausstellung an. Anlässlich des 125. Geburtstages Franz Metzners veranstaltete der Heimatkreis Mies-Pilsen zusammen mit der Denkmalsverwaltung in Leipzig eine kleine Gedenkfeier im Völkerschlacht-denkmal und eine Ausstellung. Es ist zu hoffen, dass Franz Metzners Beitrag zur Ausgestaltung des Denkmals bei der 100-Jahrfeier im Jahre 2013 angemessen gewürdigt wird. (F.V.) Quellenhinweise: Ausstellungskatalog „Franz Metzner“, Adalbert-Stifter-Verein, 1977 (zitiert als „Katalog“); Friedebert Volk, Franz Metzner vor 125 Jahren geboren, in: Jahrbuch Mies-Pilsen 4/1995, S. 66-96

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