Wie 1945 zwei Jugendliche starben
Es war am Morgen des 24. Juni 1945 im tschechischen KZ zu Freudenthal (Altvater). Ein
Arbeitskommando wird zusammengestellt, um hinter der großen Fahrzeughalle am Zaun
gegenüber dem Seminar, eine tiefe Grube auszuheben. Das sieht nach einem Grab aus, und
wir befürchten Schlimmes. Abends um 6 Uhr müssen wir alle zu diesem Grab marschieren.
Nach kurzer Wartezeit – mittlerweile haben sich auch abenteuerlich gekleidete „Partisanen“
eingefunden – führt man zwei Jungen heran, die sich mit dem Rücken zum Grab aufstellen
müssen. Der eine ist Helmut Muhr, sechzehn Jahre alt, der andere Leo Kübast, siebzehn
Jahre alt. Beide sind fürchterlich zerschlagen und können sich kaum aufrechthalten. Muhr war vor
ungefähr einer Woche aus dem Lager geflohen, bei Kübast will man Waffen gefunden haben, wobei
diese gerne von den Suchern vorher selbst versteckt wurden. Nun kommt ein Exekutionskommando
und nimmt Aufstellung. Der Stadtkommandant, Imrich Gas, verliest in tschechischer Sprache das
Todesurteil. Es lautet auf Tod durch Erschießen. Herr Dr. G. wird gezwungen, das Urteil ins
Deutsche zu übersetzen. Dann legt das Exekutionskommando die Gewehre an (deutsche
Sturmgewehre!), es ertönte das Kommando „palit“ (Feuer) und die Körper der beiden Jungen stürzen
rücklings ins Grab. Beide starben wie Männer, heldenhaft, ohne mit der Wimper zu zucken oder um
Gnade zu betteln. Aber es waren doch noch Kinder, die die unmenschliche Grausamkeit um sich
herum noch nicht richtig begriffen haben. Nach der Exekution müssen wir sofort wieder an unsere
Arbeit. Gesprochen werden darf nicht, aber es ist uns auch nicht danach zu Mute. Ein besonders
ausgewählter Beerdigungstrupp muss das Grab mit bloßen Händen zuscharren. Dabei werden die
Männer von den Wachmannschaften mit Flüchen und Gewehrkolbenstößen angetrieben. Dann geht
das Leben im Lager wieder seinen gewohnten Gang, so als wäre nichts geschehen.
Zum Gedenken
will unser Herz sich zeigen,
kann nicht den Knabenmord
vergessen, dazu nicht schweigen
muss trauern still und klagen
um euch, teure Kameraden
Dr. Kurt Langer, ein geborener Freudenthaler, hat diese Zeilen für die Nachwelt
aufgeschrieben. (Eingesandt von Manfred Knoblich)