Thomas Glöckner „Tod in Friedeberg“

Mittwoch,20.November2013 von

Bekenntnisgeneration aufgepasst! Bis vor etlichen Jahren vermisste man in Deutschland den literarischen
Niederschlag der Vertreibung Deutscher aus Ostdeutschland und den Sudeten.
Teilweise hat sich das inzwischen geändert, denn nicht nur Günter Grass hat
sich dieses Themas angenommen, sondern auch Herta Müller oder Reinhard
Jirgl, um nur diese drei zu nennen.
Kurz vor Weihnachten 2012 erschien ein weiteres Buch, das wie geschaffen
ist für die „zweite“ oder die Bekenntnisgeneration:
Thomas Glöckner, Tod in Friedeberg, 225 Seiten, 13,80 Euro.
Der Verfasser wurde 1958 in Hessen geboren und hat schlesische Wurzeln.
Auch sein Romanheld hat schlesische Eltern und nahm schon als Knabe
gewisse Barrieren wahr, die ihn vom inneren Kern der Dorfgemeinschaft
trennten. In seinem Buch berührt er auch alle anderen, inzwischen von der
wissenschaftlichen Forschung längst erkannten Probleme der „2. Generation“
Vertriebener. Glöckner definiert das Leben seiner Familie als ein Leben in der
Eigentlichkeit. Eigentlich sind sie Schlesier, wohnen aber eigentlich in einem hessischen Dorf. Auch
arm sind sie nicht eigentlich, denn in Schlesien waren sie eigentlich wohlhabend. Damit erinnert der
Autor etwas an Reinhard Jirgls Buch „Die Unvollendeten“. Dieser Schwebezustand wirkt sich sogar
auf die Partnerschaft des Romanhelden aus. Seine Lebensgefährtin trennt sich von ihm, weil er ihr
wegen seiner Vergangenheitssuche zu wenig „Nähe“ geben kann.
Das Buch reflektiert die Lage der Nachgeborenen in einsichtiger Weise. Es ist klar strukturiert und
flott geschrieben. Mit gutem Gewissen kann man fordern: Kaufen und lesen! F.Volk

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