Späte Genugtuung für Paul Wonka, (aber mit kleinem Pferdefuß)
Paul Wonka war ein in der CSSR lebender Deutscher. Er war Antikommunist, der sich schon vor der Wende gegen totalitäre Erscheinungen im Staat wandte und die Diskriminierung der Sudetendeutschen anprangerte. 1986 versuchte er als unabhängiger Kandidat für das Landesparlament zu kandidieren. Das System reagierte brutal. Er wurde dreimal inhaftiert und starb beim dritten Gefängnisaufenthalt 1988 mit nur 35 Jahren.
Nun wurde der Freiheitskämpfer am Staatsfeiertag, dem 28. 10. 2013, vom tschechischen Präsidenten Miloš Zeman im Wladislawsaal der Prager Burg posthum geehrt. Er erhielt die Medaille für Verdienste um den Staat auf dem Gebiet Sicherheit des Staates und der Bürger. In der offiziellen Begründung wird eingeräumt, dass Paul Wonka im Gefängnis roh behandelt, schikaniert und tyrannisiert wurde.
Die Medaille nahm Georg Wonka, der Bruder Pauls, entgegen. Er war damit sehr zufrieden und lobte Zeman. „Endlich wurde Paul geehrt, was die beiden Vorgänger des Präsidenten hätten längst tun können. Ich erachte es als einen Teil der Rehabilitierung, die meinem Bruder zuteil geworden ist“.
Aus der Presse erfährt man, dass es schon unter den Präsidenten Havel und Klaus Vorschläge für die Ehrung gab, die aber aus unbekannten Gründen stets abgelehnt wurden. Irritationen gab es aber auch jetzt, denn zusammen mit Wonka wurde ein gewisser Frantisek Cuba ausgezeichnet, dessen Verdienste eigentlich so gar nicht zu Paul Wonka passen, denn während Wonka für die Menschenrechte kämpfte und starb, setzte Cuba in der Phase der „Normalisierung“ sein bestes Wissen und Können für den Aufbau einer riesigen landwirtschaftlichen Genossenschaft ein.
Georg Wonka will darüber nicht grübeln, sondern sagte: „Hauptsache, dass es ein Orden ist.“ Es ist aber schwer, einen unschönen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen: Könnte der Präsident mit der ungleichen Paarung vielleicht seinen alten Freunden signalisiert haben, dass sein Herz keineswegs nur für den Dissidenten Paul Wonka schlägt, sondern eben auch für einen Herrn Cuba, der zweifellos eine Stütze der kommunistischen Gesellschaft war? Besonders aufmerksam wird das eine Richterin in Trautenau, Frau Dr. iur. Marcela Horvathova, verfolgt haben, denn sie war es, die den schon erkrankten Paul Wonka zu seiner dritten Gefängnisstrafe verurteilte, die ihm den Tod brachte. Auswirkungen auf die Ausübung ihres Richteramtes hatte das aber nicht. (Quelle:„Lidove Novini“, 29. & 30.10.2013)