Gedenken 4. März 1919

Mittwoch,4.März2020 von

Am 4. März 1919, starben 54 Sudetendeutsche im Kugelhagel tschechischen Militärs. Sie waren Teilnehmer an einer friedlichen landesweiten Demonstration für das Selbstbestimmungsrecht. So also funktionierte Demokratie, wenn man sich erkühnte, für eines der wichtigsten Menschenrechte einzutreten! Eine schlechtere Reklame für diese neue Staatsform hätte es nicht geben können. Die Sudetendeutschen werden daher nie verstehen, daß man die Vorkriegs-CSR als „Insel der Demokratie“ bejubelt.

100 Jahre Rechtsverweigerung

100 Jahre vergebliches Hoffen und Wünschen sind ein trauriges Ergebnis! War der Kampf aber sinnlos? Mitnichten, denn Einsatz für Recht und Wahrheit ist immer ehrenhaft und verdienstvoll. Das ist auch die Botschaft, die uns aus den Gräbern der 54 Toten erreicht! Ganz anders aber bei den Rechtsverweigerern und ihren Helfershelfern. Bei ihnen wurde die Kluft zwischen Wort und Tat mit jedem der 100 Jahre größer und ihre Reden über Grundwerte und politisches Ethos blieben hohle und ehrlose Phrasen.

Was waren die Fakten?

Die Friedenskonferenz begann am 18. Januar 1919 in Versailles  (Tag der Reichsgründung!) und damit auch das Tauziehen um die Friedensverträge. Den Völkern Österreichs hatte Präsident Wilson „die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung“ versprochen. Daher hatten die Sudetendeutschen keine Bedenken, die Welt mit einer Demonstration auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Der 4. März wurde ausgewählt, weil an diesem Tag in Wien die am 16. Februar frei gewählte Nationalversammlung (die Tschechen verhinderten die Wahlen im Sudetenland) zu Konstitution zusammentrat und die sudetendeutschen Abgeordneten aber an der Reise dorthin gehindert wurden. Zur landesweiten Kundgebung hatte der Sozialdemokrat Josef Seliger aufgerufen, und dieser Aufruf wurde in fast allen größeren Orten befolgt. Man schätzt die Zahl der Teilnehmer auf mehr als eine Million. Geschossen wurde in sieben Städten (Arnau, Aussig, Eger, Kaaden, Mies, Karlsbad, Sternberg). Die Begräbnisse der Toten wurden zu eindrucksvollen Trauerbekundungen der Bevölkerung. Eine Entschädigung der Opfer lehnte der csl. Staat ab. Daher organisierten die Sudetendeutschen selbst eine Spendenaktion, um die schlimmste Not bei den Opferfamilien zu lindern. Die Koordination übernahm die damals noch deutsche Stadtverwaltung von Teplitz.

Massive Unterdrückung der Wahrheit

Demütigend wie die Schüsse war das Schweigen der Presse. Auch die sudetendeutschen Zeitungen hielten sich zurück, aber bei ihnen war das die Folge von Einschüchterung durch Zensur und Beschlagnahmen seit Kriegsende. So beschränkten sie sich auf Kurzmeldungen, die sie auf der dritten oder vierten Seite versteckten. Auch in den Folgejahren war es verboten, in irgendeiner Weise der 54 Opfer zu gedenken. Zuwiderhandlungen wurden von der csl. Justiz stengstens verfolgt, denn angeblich hätte es sich bei der Demonstration um einen staatsgefährdenden kommunistischen Aufstand gehandelt. Erst im März 1939, also nach dem „Anschluss“, war es möglich, Gedenkfeiern zu veranstalten. Benes hatte am 4.März 1919 sogar die Stirn, der (damals schon bestehenden) internationalen Grenzkommission in St.Germain zu melden, daß 99 (!) Prozent der Sudetendeutschen für den Verbleib beim neuen Staat einträten und nur einige Aufwiegler nach Selbstständigkeit riefen (Habel, Dokumente zur Sudetenfrage, S. 263, Anm.). Nach 1945 setzten sich die Unredlichkeiten fort. Besonders geschmacklos war der Vorwurf, man würde „die 54 unschuldigen Opfer als nationale Märtyrer missbrauchen“ (Manfred Alexander, Kleine Geschichte der böhmischen Länder, S.398). Würde jemand wagen, solches von Jan Palach in Prag zu behaupten? An den Verfälschungen beteiligte sich auch der Adalbert-Stifter-Verein. Er druckte 1994 einen Vortrag des tschechischen „Historikers“ Milan Augustin ab, der sich nur auf die Protokolle tschechischer Offiziere stützte und die davon abweichenden deutschen Zeugnisse verschwieg (Sudetenpost, 23.2.1995). Augustin eiferte darin aber nur Prof. Detlef Brandes, Düsseldorf, nach, der sich in seinem Buch über den „sudetendeutschen Herbst“ 1938 ausschließlich auf die csl. Polizeiakten mit dem entsprechenden deutschfeindlichen Ergebnis stützte. Ist das Unvermögen, Naivität oder Bosheit?

Der 4. März 1919 in Mies (Westböhmen)

Dankenswerter Weise gibt es von den Ereignissen des 4. März 1919 genügend Augenzeugenberichte. So schrieb Karl Hromada über die Demonstration in der westböhmischen Kreisstadt Mies in „Land an der Miesa“, 1984, S. 49 ff., folgendes:

Die Monate vor dem 4. März:

„Schon vorher hatte sich bei uns allerhand ereignet. Am 18. 11. 1918 wurde unsere Stadt nach 5 Uhr morgens von tschechischen Soldaten besetzt. Sie kamen von Pilsen mit dem normalen Zug in fünf Waggons. Als erstes  überwältigten sie die Bahnhofswache unserer Volkswehr. Dann formierten sich drei Gruppen. Die erste zog hinunter zum Brückenturm, dann über den Trauerberg zur Kaserne und besetzte diese. Eine zweite zog durch das Kupkatörl (kleine Pforte) und den Parkeingang zur Bezirkshauptmannschaft und überrumpelte dort ebenfalls unsere Volkswehr. Eine dritte Einheit, mit schweren Infanteriewaffen, kam durch die Prager Gasse zum Ringplatz und nahm dort Aufstellung. Dies alles vollzog sich im Schutze der Dunkelheit. Als es hell geworden war, begab ich mich zum Unterricht ins Gymnasium. Am Weg sah ich die Soldaten vor dem ‚Schwan‘ (Gasthaus) und ging neugierig hin. Da kam ein Offizier auf mich zu, sah auf meinem Rockaufschlag mein schwarz-rotgelbes Band, riss es herunter und trat mit den Füßen darauf herum. Meinem Banknachbarn Rubei passierte dasselbe. Am nächsten Tag zog unser Professor Purkl nach dem Turnunterricht bei der Oktava mit Fahnen gegen Techlowitz an der Kaserne vorbei. Sie wurden von den Tschechen gestellt und abgeführt. Unser Direktor Knobloch mußte eilends hinaus, um sie zu befreien. Als überall Plakate angeschlagen wurden, die verkündeten, daß die Stadt mit sofortiger Wirkung vom tschechoslowakischen Staat in Besitz genommen worden sei, stieß dies auf einhellige Ablehnung der Bevölkerung. Ein Fräulein Jahn riss verbittert ein Plakat ab. Dafür wurde sie von Soldaten fast krankenhausreif geschlagen. Wir aber hatten schon von den vierzehn Punkten Wilsons gehört, die allen Völkern Selbstbestimmung versprachen. Alle Völker Österreich-Ungarns hatten diese erhalten, nur uns Sudetendeutschen wollte man sie verweigern. Darum kam es am 4. März 1919 im ganzen Sudetenland, auch in Mies, zu den Demonstrationen.“

So verlief der 4. März 1919:

„Wir Gymnasiasten wussten natürlich auch davon. Am Schulweg hörten wir schon, daß die Tschechen die Zugänge zum Stadtinnern abgesperrt hatten. Aber unsere Leute kamen eben  über Feldwege herein. Gleich in der ersten Unterrichtsstunde ging der Schuldiener Debensky durch alle Klassen. Es wurde verlesen, daß wir uns während der 10-Uhr-Pause nur vor dem Schulgebäude aufhalten dürften. Als es läutete, stürmten wir wie noch nie hinunter. Vor dem Hotel Wiesinger sahen wir eine große Menschenmenge. Neugierig gingen wir nach vorn, immer weiter, immer weiter. Wir wussten doch, daß dort auch unsere Brüder und Väter standen. Und so waren wir, wie von einem Magnet angezogen, auf einmal vorne inmitten der Kundgebung. Als die Redner, die alle das Selbstbestimmungsrecht forderten, geendet hatten, formierte sich die Menge zum Demonstrationszug. Vorher hatte schon eine Abteilung tschechischer Soldaten vor dem Rathaus Aufstellung genommen. Eine andere Einheit stand in der Löwengasse. Unser Zug umrundete das Rathausviertel. Es wurden auch Lieder gesungen, zuletzt das Deutschlandlied. Da – wir waren gerade wieder vor dem Rathaus, – schrie der Gendarmerie-Wachtmeister Jatschek: ‚Pal!‘ (Feuer) und schoss mit den Soldaten eine Salve gegen uns ab. Jatschek sprang hinter das Tor und verschloss dieses. Er wurde nie wieder gesehen, da er sofort in eine andere Stadt versetzt wurde. Von den Bäumen sahen wir Äste fallen, ein Zeichen, daß viele in die Luft geschossen hatten. Aber von vorne rechts hörten wir ein Wimmern und dann nichts mehr. Einige riefen: ‚Die Heller Rosl ist getroffen, Halsschuss, sie ist tot‘! Aber auch hinten links war Bewegung. Am Röhrkasten, bei der ersten Lampe, beugten sich Leute über einen Verletzten. Es war der erst vor kurzem aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Johann Luft. Er hatte einen Lungenschuss und wurde mit dem Auto nach Pilsen ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte waren jedoch machtlos, und er starb am folgenden Tag. Männer stürzten sich auf die Soldaten und entrissen ihnen im Nu die Gewehre. Parteisekretär Stark forderte sie aber auf, die Gewehre wieder zurückzugeben, was auch geschah. Stark sagte, daß unser Schicksal bei der Friedenskonferenz entschieden würde. Die Soldaten marschierten ab und ließen sich bis nach der Beerdigung der Opfer nicht sehen. Aber Mies trauerte, und wie. Sämtliche Lampen waren mit schwarzem Flor verkleidet und wer schwarze Fahnen hatte, hißte sie. Der Sarg mit Johann Luft war in der Kirche aufgebahrt. Die ganze Stadt beteiligte sich an beiden Begräbnissen. Die Schüler hatten schulfrei. Rosel Heller war eine Jüdin und erhielt ein jüdisches Begräbnis. Neben den beiden Toten gab es noch drei Verwundete. Wir stellten uns die Frage: ‚Warum wurde am 4. März auch in anderen Städten des Sudetenlandes geschossen? Gab es einen einheitlichen Befehl aus Prag?‘

Die Gerichte und die Weltöffentlichkeit schwiegen dazu. Heute wissen wir, daß der 4. März 1919 nur ein Vorspiel für unsere Vertreibung war.“

Der Bericht aus Karlsbad.

Auch in Karlsbad hieß es „Pal!“ (Feuer!)

Die Vorgänge in Karlsbad wurden am 25.2.1951 im „Karlsbader Badeblatt“ geschildert. Zugrunde lag der im März 1919 angefertigte Bericht des Karlsbader Stadtrats, dessen Kopie gerettet wurde. Dort heißt es: „Als Justitiar der Stadt hatte Dr. Stein am 12. 12. 1918 den Auftrag, einen Oberstleutnant Slezacek zu empfangen. Dieser war Kommandant einer Truppe tschechischer Soldaten, die mit einem mit Maschinengewehren bestückten Militärzug am Zentralbahnhof angekommen waren. Zuerst beschlagnahmte er 750 Kilo Brot für seine Leute, die sich dann singend und johlend zu ihrem Quartier, der Turnhalle in Fischern, begaben. Anderntags erklärte Slezacek vor dem Stadtrat und dem Bezirksnationalrat, ‚von Stadt und Bezirk Karlsbad Besitz zu ergreifen‘. Die Tätigkeit der Nationalräte und Ausschüsse sei einzustellen, die Volkswehr aufzulösen und alle Waffen abzuliefern. Bürgermeister Dr. Pfeifer legte ‚feierlichen Protest‘ ein: ‚Wir setzen der Gewalt keine Gewalt entgegen, wir ändern aber auch nichts an unserem nationalen Bekenntnis und unserer Stellung zu unserer Nation.‘ Damit wurde die Macht über die Kurstadt und ihre an Hunger leidende Bevölkerung ‚vorläufig‘ übernommen. Wilson hatte sein Versprechen der Selbstbestimmung schon am 18. 10. 1918 widerrufen, als er ‚eigenstaatliche Entwicklungen‘ einräumte. Benes feierte dieses Zugeständnis als den ‚letzten Schlag gegen das Habsburgerreich‘. Unter der Oberfläche gärte im Sudetenland aber eine Unzufriedenheit, die sich am 4. März 1919 zeigte, als Gewerkschaften und die Sudetendeutsche Landesregierung zu eine gewaltfreien Demonstration gegen das Verbot der Teilnahme an den Wahlen zur ‚Deutschösterreichischen Nationalversammlung‘ aufriefen. In Karlsbad strömten etwa 20000 Menschen auf dem Becherplatz zusammen. Die Kundgebung war bereits beendet, als beim Abmarsch der Teilnehmer vor dem Militärbadehaus und dem als Kaserne dienenden Hotel ‚Trautwein‘ sechs Karlsbader im Maschinengewehrfeuer getötet wurden. Zeitzeugen sahen, wie die Soldaten an den Hotelfenstern ihre Gewehre luden und den ausgehungerten Deutschen unter höhnischen Zurufen Brot und Kuchen zeigten.“

Zusatz aus der „Karlsbader Zeitung“ vom 10. März 1969:

„Wie zielbewusst das tschechische Militär die Verfälschung der Wahrheit betrieb, bezeugt der bei den Tschechen dienende deutsche Feldsanitäter Walter Hofmann, den man einsperrte, quälte und verprügelte, weil er sich weigerte, wahrheitswidrig auszusagen, daß die Deutschen zuerst geschossen hätten.“  

Der 4. März in Kaaden

In der „Kaadner Zeitung“ vom  8. und 12. März 1919- ein Exemplar wird im Heimatmuseum Weißenburg, der Patenstadt, aufbewahrt- wird das Geschehen wie folgt geschildert:

Wie in allen Städten Deutsch-Böhmens hatte auch die Sozialdemokratische Partei in Kaaden die Einwohner zu einer Versammlung für Dienstag, dem 4. März nachmittags, in den Schützensaal eingeladen. Es sollte das vom amerikanischen Präsidenten Wilson propagierte Selbstbestimmungsrecht und gegen die Verhinderung der Wahlen zur deutsch- österreichischen Nationalversammlung durch die tschechischen Staatsorgane friedlich protestiert werden. Da sich der Saal des Schützenhauses als zu klein für die etwa 9000 Teilnehmer erwies, wurde die Kundgebung im Vorhof abgehalten. Die Redner der Sozialdemokratischen Partei, der freisozialistischen Partei und der bürgerlichen Parteien simmten darin überein, geschlossen für die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes einzutreten. Zum Schluß forderte Bürgermeister Hergl die Teilnehmer auf, sich in Ruhe und Ordnung zu einem Zug zu formieren, zum Ringplatz zu marschieren und sich zu keinen Ausschreitungen hinreißen zu lassen. Dort war es noch vor Eintreffen des Zuges zwischen Deutschen und Tschechen wegen der Fahnenhissung am Rathausturm zu Wortwechseln gekommen. Als die deutsche Fahne mit Erlaubnis des tschechischen Kommandanten aufgezogen worden war, mußte sie wieder eingezogen und durch eine weiß-rote Fahne ersetzt werden. Die am Platz anwesenden Bürger reagierten daraufhin mit Empörung. Sie hatten auch festgestellt, daß tschechisches Militär nicht, wie vereinbart, in der Kaserne zurückgeblieben war, sondern die Schloß- und Süßengasse abgesperrt hatte. Im ersten Stock des Postamtes und des Hotels Austria waren Maschinengewehre in Stellung gebracht worden. Einige junge Leute erzwangen sich den Aufstieg zum Rathausturm, um abermals die deutsche Flagge zu hissen. Auch damit war der tschechische Kommandant einverstanden. Als die Flagge entrollt wurde, stimmte die Mange am Ringplatz die „Wacht am Rhein“ an. Unterdessen gerieten deutsche Kriegsheimkehrer beim Rathauseingang mit der dortigen Wache in einen Wortwechsel. Ein halbwüchsiger Bursche warf mit einem Stück Mörtel nach einem Soldaten. Darauf feuerte dieser einen Schuß ab. Der Einschlag der Kugel im inneren Pfeilerbogen konnte genau nachgewiesen werden. Dieser Schuß war das Signal zu einem furchtbaren Gemetzel. Die Posten beim Rathaus und auf den Zinnen des Turmes begannen in die Menge zu schießen, zur gleichen Zeit gaben auch die Maschinengewehre Feuer. Zurück blieben 20 Tote und 100 Schwerverletzte. Nach dem Feuerüberfall glich das Hotel Sonne einem Feldlazarett.  Schon am Mittwochnachmittag beschloß der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hergl eine Tauerfeier. Diese fand am 8. März 1919 am Friedhof statt. Die sterblichen Überreste der Märzgefallenen wurden in einem Gemeinschaftsgrab bestattet.

Begräbnis der Märzgefallenen in Kaaden

Am 8. März 1919 steht eine unabsehbare Menschenmenge aus Kaaden und den umliegenden Orten an den offenen Gräbern der Märzopfer. Kranz reiht sich an Kranz, Blumen fallen auf die fünfundzwanzig Särge. Am Allerseelentage des Jahres 1919 ehrte die Stadt Kaaden das Andenken der Gefallenen durch eine Feier am Friedhof. Damals sagte der Abgeordnete und frühere Landeshauptmann Dr. Rudolf Lodgmann von Auen unter anderem:

Jeder Vater spreche mit seinem Sohne: „Junge, vergiß mir die Märzgefallenen nicht!“ Und jede Mutter mahne die Tochter: „Kind, gedenke der Toten!“ Durch sie spricht der Geist der Geschichte und jenes unfassbare Wesen, welches der Menschen und Völker Schicksale lenkt. Es gab auch ein „Kaadener Vaterunser“, das zum Abschluss der Feier gesprochen wurde. Die späteren Totenfeiern wurden durch einschneidende Verbote fast unmöglich gemacht. Verboten waren das Hissen von Trauerfahnen, jede öffentliche Versammlung, Aufzüge jeder Art, Ansprachen, Musik und Gesangsvorträge. Trauergottesdienste und Kranzniederlegungen waren an bestimmte Vorschriften gebunden.

Die Angehörigen der Märzgefallenen durften nur unter Gendarmeriebewachung die Gräber ihrer Lieben besuchen.

Artikel aus Witikobrief 1-2019

Mit Trauer, Wut und Entschlossenheit reagierte Deutschösterreich auf den Massenmord an seinen Landsleuten. Das politische Ziel der Selbstbestimmung und Vereinigung der deutschen Volksgemeinschaft blieb bestehen. In der nächsten Sitzung am 12. März 1919 wiederholte die aus den ersten demokratischen Wahlen hervorgegangene konstituierte Nationalversammlung im Artikel 1 Absatz 2 den bereits im Oktober/November von der provisorischen Nationalversammlung gefassten Beschluss zur Vereinigung mit dem Deutschen Reich und machte ihn zum Gesetz.

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