Andreas Wiedemann „Komm mit uns, das Grenzland aufbauen“

Dienstag,26.August2014 von

Ein Land im Goldrausch

Als im Mai 1945 die Niederlage Deutschlands fest stand, strömten sofort unzählige Tschechen in das Sudetenland, um davon Besitz zu ergreifen. Diesen Vorgang hat Andreas Wiedemann in seinem 2007 erschienenen umfangreichen Buch „Komm mit uns, das Grenzland aufbauen“ dargestellt. Der Buchtitel ist einem Plakat entlehnt, das für die Besiedlung des Sudetenlandes werben sollte. Da der Autor Zugang zu den Archiven vieler tschechischer Regierungsstellen hatte, ist sein Buch durchaus lesenswert. Wer aber meint, anhand amtlicher Dokumente die ganze Wahrheit herausfiltern zu können, unterliegt einer Täuschung. Opfer dieser Illusion wurde schon Wiedemanns Lehrer, Prof. D. Brandes, der sich in seinem Buch über die „Sudetendeutschen im Krisenjahr 1938“ (2008) nur auf die amtlichen Berichte der csl. Polizei an das Innenministerium verließ. Augenzeugen wiesen aber nach, daß darin die für die Tschechen weniger rühmlichen Vorfälle ausgeblendet waren. Als Gegenbeispiel kann man hier Reinhard Schmutzers Studie über „Deportation und Zwangsarbeit im Kreis Mies“ (Dinkelsbühl, 2013) bezeichnen, der auch die Opfer befragte und so die barbarische Kehrseite gerade des „Aufbaus“ im „Grenzland“ zeigt! Im Folgenden werden aus Wiedemanns Buch einzelne Themen stichwortartig herausgegriffen:

Begriff Sudetenland: Schon am 22. Mai 1945 ordnete das Prager Innen-ministerium an, künftig den Begriff Sudetenland zu vermeiden und dafür das Wort „Grenzland“ (pohranici) zu verwenden. Auch alle Wort-bildungen mit „sudety-“ wurden geächtet. (S.29).

Seltsame Begründungen: Die Verteufelung alles Deutschen war Programm. Deutsche müssten „ausliquidiert“ (vylikvidovat) werden, weil sie ein „fremdes Geschwür in unserem Körper“ seien (S.44). Nicht Hitlers Krieg, sondern die Schlacht am „Weißen Berg“ (1620!) wurde zur Rechtfertigung der Landnahme bemüht. Das damals zugefügte Unrecht müsse geheilt werden.

Wilde Besiedlung: Im Jahre 1945 strömten rund 800.000 „zlatokopi“ (Goldgräber) in das Sudetenland. Ihre Zahl konnte anhand der 1945 dort ausgegebenen Lebensmittelkarten geschätzt werden (S. 83, Anm. 173). Sie kamen vor allem aus den jeweils direkt angrenzenden tschechischen Gebieten und profitierten zunächst von der wilden Vertreibung und der Deportation Deutscher zur Zwangsarbeit ins Landesinnere.

Übernahme der Bauernhöfe: Das juristische Mäntelchen für die Wegnahme der Bauernhöfe waren die Beneschdekrete. Deren fünftes stellte das sudetendeutsche Eigentum zunächst nur unter nationale Verwaltung. Die Enteignung besiegelte das 12. Dekret vom 21.6.1945. Insgesamt waren davon fast 3 Mio ha (=25 % der CSR-Fläche) betroffen (S. 104). Bis Mitte 1949 wurden davon 937.745 ha landwirtschaft-lich nutzbaren Landes verteilt an 109.040 Bauern und an 48.445 Nichtbauern. Jeder Landwirt sollte 13 ha bekommen. Da aber möglichst viele berücksichtigt werden sollten, sank die Hofgrösse auf bescheidene 8,3 ha. Die Nichtbauern bekamen durchschnittlich 0,6 ha, etwa zur Erweiterung eines Gartens. Auch Gemeinden und Staatsbetriebe erhielten gewisse Flächen. Wälder bekam nur der Staat. Das Vorkriegs-niveau erreichte die tschechische Landwirtschaft erst wieder 1960 (S. 184).

„Kaufpreis“: Der Kaufpreis für einen Bauernhof sollte zwei Jahresernten nicht übersteigen (S. 125). Bei Gebäuden waren es eine bis drei Jahresmieten. Daraus ergab sich eine Gesamtschuld der Siedler von rund 8,5 Mrd. Kronen. Um diese Summe wurde im Parlament heftig gestritten, da man ein Vermögen von mehreren hundert Milliarden Kronen nicht so leichtfertig verschleudern sollte. In der Praxis wurde dann aber noch viel weniger erlöst, denn 1950 waren erst 2 Mrd. (=19%) abgezahlt und der Rest verfiel bei der Einrichtung von Staatskolchosen. Dieser Schuldenerlass beschleunigte in den Grenzgebieten das Entstehen von Staatskolchose erheblich. Viele Neu-Bauern hatten aber schon vorher kapituliert und ihre Besitzurkunden zurückgegeben: 1946 waren es 1.525; 1947 – 8.666; 1948 – 17.455; 1949 – 8.240

Zuteilung von Häusern: Rund 200.000 Häuser standen zum „Verkauf“. Der Preis betrug rund 1/ 6 des Normalpreises (S. 228). Rabatte von 25 bis 50 % gab es für Soldaten der Auslandsarmee, für Kriegsopfer, Kinderreiche und Reemigranten. Nach einer Zwischenrechnung wurden für 123.733 Häuser 4,4 Mrd. Kronen erlöst (= 35.000 Kr. pro Haus=5 Monatsgehälter).

Karge Böden: Auf den schlechten Böden blieben 4.800 ehemals deutsche Höfe unbesetzt. In den Höhenlagen über 750 m versuchte man es mit 92 Gebirgs-weidegenossenschaften, die aber 1946 wegen Unwirtschaftlichkeit wieder aufgelöst wurden. Oft kam auch Unredlichkeit der Verwalter hinzu, worauf 76 Betrugs-anzeigen hindeuten (S. 123).

Eignungsprüfung: Im November 1945 mussten sich alle Nationalverwalter einer Eignungsprüfung unterziehen, bei der 13,5 Prozent wegen Misswirtschaft abgesetzt wurden (S. 119).

Gewerbe und Industrie: Nach der Vertreibung standen 115.000 ehemals deutsche Gewerbebetriebe und 13.000 Industrieanlagen zur Disposition. Von ersteren sollten 70.000 und von letzteren 8.218 stillgelegt werden. Zahlreiche Industrieanlagen sollten in die Slowakei verlagert werden, was bei den Beschäftigten auf Widerstand stieß (S. 158). Die Vorkriegsleistung wurde schon 1947 erreicht, bei weitem aber nicht das Kriegsniveau, was die von 1939 bis 1945 um 59 % gestiegene Zahl der Industriearbeiter nahe legt.

Mangel an Arbeitskräften: Die meisten Betriebe konnten nur dank zurückgehaltener deutscher Spezialisten weiterarbeiten. In Reichenberg sank die Zahl der gewerblichen Arbeiter um 50 Prozent und der Rest bestand zu 95 Prozent aus Sudetendeutschen. Daher wurden besonders deutsche Facharbeiter pfleglich behandelt. Für sie entfielen die üblichen Strafen wie Lohnkürzung, Wohnungsentzug, schlechtere Lebensmittelkarten und Schulverbot für ihre Kinder. Nur Bergleuten wurde der 25-prozentige Bonus für Untertageeinsatz verweigert. Für die Ansiedlung im Grenzland wurden Prämien ausgelobt und mit der im Vergleich zum Landesinneren besseren Qualität der Wohnhäuser geworben.

Selbstkritik: Nur wenige Tschechen waren an produktiver Handarbeit interessiert. In einem Gewerkschaftsbericht war zu lesen: „Im Frühsommer 1945 wälzte sich ein Strom von Tschechen nach Reichenberg mit dem Wunsch eine Fabrik, ein Geschäft oder einen Gutshof zu übernehmen.“ In Aussig hing am 5.8.1945 bei einer KPC-Tagung im Saal folgendes Transparent: „Der böhmische Norden ist nicht Kalifornien. Wir brauchen Arbeiter und keine Goldgräber“ (S. 171). Der Gewerkschaftler Jaroslav Honl merkte an: „Gerade die, die am lautesten nemci ven! (Deutsche raus) rufen, sind am wenigsten bereit, an die Stelle der deutschen Arbeiter zu treten.“ (S. 211). Büroberufe waren sehr beliebt. In den Firmen betrug das Verhältnis Angestellte zu Arbeiter 1 : 4. Vor 1945 war es 1 : 12 (S. 193).

Zuteilung von Sachwerten: Möbel, Kleidung, Teppiche, Haushaltsgeräte usw. lagerten in rund 10.000 Depots. Der Verkauf begann schon 1945, wobei Grenzlandbewohnern Nachlässe eingeräumt wurden. Bei Rückkehr ins Landesinnere sollten diese verfallen, was in der Praxis aber kaum beachtet wurde. Im April 1947 lagen 2 Millionen Anträge auf Zuteilung der verbliebenen Sachwerte vor. Berücksichtigt wurden 600.000 Haushalte (S. 221 f.).

Mischehen: National gemischte Ehen passten in keiner Weise zur allgemeinen Verteufelung der Deutschen. Tschechische Männer in Mischehen nannte man „Weichlinge“, die ihr Tschechentum „für das Lächeln einer Deutschen“ verraten hätten. Neuankömmlinge wollten sie sogar ins Landesinnere verbannen. Praktischerweise wären damit oft auch Zeugen von Brutalitäten nach dem Kriege aus dem Gesichtsfeld verschwunden (S.312).

Büchereiwesen: Für den Aufbau eines tschechischen Büchereiwesens wurden im Landesinneren Bücher gesammelt. Dabei tauchten auch Bücher auf, die die Siege der deutschen Armee verherrlichten. Sechzig Prozent der beschlagnahmten deutschen Bücher wurden bei der Nationalbibliothek abgeliefert. 40 Prozent erwarb eine Schweizer Firma für 5,40 Kronen das Kilogramm (S. 359). 1948 wurden die deutschen Bestände aller Schloss- und Klosterbibliotheken zusammengetragen und davon 27,5 Millionen Bücher vernichtet.

Deutsche Antifaschisten: Im Jahre 1945 verließen 10.000 Kommunisten und 6.000 Sozialdemokraten die CSR in Richtung SBZ. Dort sollten bzw. wollten sie helfen, den Sozialismus aufzubauen. In die US-Zone durften deutsche Antifaschisten erst ab April 1946 einreisen. Bis zum 21.6.1947 hatten 96.176 deutsche Antifaschisten die CSR verlassen. 53.187 von ihnen erreichten die US-Zone und 42.989 die SBZ. 30.000 verblieben in der CSR (S. 303).

Aufbau einer Selbstverwaltung: Der Aufbau wurde erschwert durch Mangel an Menschen und der geringen Qualifikation der vorhandenen. So lebten im Raum Schluckenau noch im Juni 1945 unter 54.000 Deutschen nicht mehr als 150 Tschechen! In Bezirk Neudek (Westböhmen) gab es am 5. Juni 1945 in 18 Gemeinden immer noch keinen einzigen Tschechen. Im Gegensatz zum Staat hatte es die Kommunistische Partei viel besser verstanden, im Grenzland eine effiziente Infrastruktur aufzubauen. Das erklärt teilweise auch ihr gutes Abschneiden bei der Wahl von 1946, als sie dort 53,0 % der Wähler für sich gewann gegenüber 40,17 % landesweit.

Öffentliche Sicherheit: Die öffentliche Sicherheit wurde eigentlich nur durch die sog. Revolutionsgarden gefährdet. In Karlsbad musste am 28. 5, 1945 eine Polizeitruppe aus Prag eingreifen, um wieder gesetzliche Zustände herzustellen (S. 91). Die dortige Stadtpolizei bestand bis dahin aus ehemaligen KZ-Häftlingen. Polizisten, die sich für den Dienst im Grenzland anwerben ließen, konnten mit der Zuteilung deutschen Eigentums rechnen.

Unzufriedenheiten: Neuankömmlinge waren oft unzufrieden mit Alttschechen, die sich meist die besten deutschen Immobilien gesichert hatten. Die Belegschaft einer Textilfabrik in Warnsdorf streikte, als das Werk dem früheren jüdischen Besitzer zurückgegeben werden sollte, und ganz Nordböhmen streikte mit (S. 226). Unzufrieden waren werktätige Tschechen, weil sie nach Dienstschluss in den Geschäften oft vor leeren Regalen standen, die die Gattinnen privilegierter deutscher Spezialisten schon am Vormittag leergekauft hatten.

Binnenwanderung: An der Binnenwanderung beteiligten sich ab dem Frühjahr 1946 auch Roma. Sie bevorzugten die urbanen Zentren (noch 1980 wohnten 81 % von ihnen in Städten). Die Behörden behinderten sie bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Grundlage war ein 1927 erlassenes „Anti-Nomaden-Gesetz“ (das vermutlich auch während der Protektoratszeit seine Dienste geleistet hatte). 1946 wurde den Roma der Zuzug in den Bezirk Plan verboten. Abgeschoben wurden Roma im Herbst 1946 aus dem Bezirk Schluckenau und im Januar 1947 aus dem Bezirk Karlsbad. Die Roma galten als „Geisel des Grenzlandes“. Das Anti-Nomaden-Gesetz wurde 1948 von den Kommunisten aufgehoben (S. 278 ff.).

Reemigranten: Die Wiederbesiedelung des Grenzlandes galt dort als abgeschlossen, wo 75 Prozent der einstigen Bevölkerungszahl erreicht waren. Für dieses Ziel umwarb man auch die sehr zahlreiche tschechische Emigration in aller Welt (Ab 1880 hatten jährlich rd. 20.000 Auswanderer das Land verlassen!). Die Werbung war meist erfolglos bei Personen, die in der Fremde einen gewissen Wohlstand genossen. Wer kam, machte sich Hoffnung auf Zuteilung deutschen Eigentums und sozialen Aufstieg. Neuankömmlinge wurden zunächst in eines der 14 für sie geschaffenen Auffanglager eingewiesen und dann meist nach Westböhmen vermittelt, dessen karge Böden weniger begehrt waren. Dort besteht daher noch heute die größte Reemigranten-Dichte. Reemigranten galten als die stabilste Siedlergruppe, was allerdings nicht nur auf Freiwilligkeit beruhte, denn ihnen gab man anfangs keine Pässe, um ihre Rückkehr und damit eine negative Auslandspropaganda zu vermeiden (S. 173).

Reemigranten aus Deutschland: Aus Deutschland wurden 4.095 Reemigranten gezählt, denen die Regie-rung aber wegen ihres langen Aufenthalts im „feindlichen“ Ausland misstraute. Die Rückkehrer sprachen von Schwierigkeiten in Deutschland, weil man die Vertreibung der Sudetendeutschen auch ihnen anlastete (S.273).

Wolhynientschechen: Privilegiert waren die 33.077 Wollhynientschechen, die zwischen dem 30.1. und 20.5.1947 in 166 Zügen eintrafen. Sie waren meist Landwirte und brachten z.T. eigenes Vieh mit. Für ihre zurückgelassenen Höfe wurden sie entschädigt. Angesiedelt wurden sie bei Saaz, im Egerland und in Westböhmen, wo sie auch die größten Höfe bekamen (S. 264).

Allmähliche Gleichstellung: Zurückgehaltene Sudetendeutsche erhielten schlechtere Lebensmittelkarten und unterlagen einer Lohnkürzung von 20 Prozent. Das hob die kommunistische Regierung für die rd. 20.000 ins Landesinnere deportierten Deutschen zum 1.3.1948 auf, für die übrigen Deutschen vier Monate später am 4.7.1948 (S. 371). Deutsche Spezialisten waren davon schon seit 1946 nicht mehr betroffen. 1949 konnten die 155.702 heimatverbliebenen Sudetendeutschen die csl. Staatsbürgerschaft beantragen, doch nur 72.806 machten davon Gebrauch (=46,7 %). Am 7.5.1953 (acht Jahre nach Kriegsende) wurden alle Deutschen automatisch eingebürgert. Die Mitarbeit in den Gewerkschaften war möglich und wurde wahrgenommen. 1950 endete für Deutsche auch das Verbot, ein eigenes Rundfunkgerät zu besitzen oder Parkanlagen und Wälder zu betreten (S. 381).

Dekonfiszierung: Ein Erlass vom 12.6.1951 sah unter Umständen auch die Rückgabe beweglichen und unbeweglichen Eigentums vor. In ganz wenigen Fällen wurden Wohnhäuser zurückgegeben. Voraus-setzung war, dass die Betroffenen noch darin wohnten und sich um die Staatsbürgerschaft beworben hatten. Eine finanzielle Entschädigung scheiterte daran, dass die beschlagnahmten Objekte weit unter Wert verkauft worden waren und die Staatskasse für die Differenz nicht zahlen wollte. Auch die Erstattung der Lohnabzüge bis 1948 wurde gefordert, doch bei der Währungsreform 1953 schmolz der durchschnittlich einbehaltene Betrag von 8.000 Kronen auf uninteressante 130 Kronen zusammen.

Buchtitel: Der Titel des Buches ist etwas anmaßend. Die Sudetendeutschen hinterließen ein intaktes Land, das keiner Nachhilfe aus dem Landesinneren bedurfte. Ihr Lebensraum gehörte im Gegenteil zu den fortschrittlichsten Landesteilen Böhmens, ja Europas! Das ging auch aus der tschechischen Werbung für die Übernahme deutscher Bauernhöfe selbst hervor. Man prieß das im Vergleich zum Landesinneren bessere Inventar, das bessere Vieh und die besseren Hygienevorrichtungen (S. 113). Der Verfall trat erst nach der Vertreibung ein. In Nordböhmen waren infolge der Zerstörung von Fenstern und Türen nur noch 60 Prozent der Wohnungen nutzbar.

Rechtliche Bewertung: Die Inbesitznahme des Sudetenlandes steht in krassem Widerspruch zu zahllosen völkerrechtlichen Bestimmungen, deren Gültigkeit teilweise sogar der Nürnberger „Kriegsverbrecher-prozeß“ bestätigte (Haager Landkriegsordnung.,1907, Marten`sche Klausel, 1897, usw). Der Völker-mordcharakter der Vertreibung schließt eine Verjährung der Vorkommnisse aus. Im Übrigen verletzen Vertreibungen auch die Rechte der aufnehmenden Bevölkerung infolge Resourcenverknappung. Das wird gerade in Deutschland viel zuwenig beachtet.

Das Ergebnis: Wiedemanns Buch beruht weitgehend auf Regierungsakten. Diese enthalten aber meist keine das positive Selbstbild störenden Berichte. Zum objektiven Gesamtbild des „Aufbaus“ des Grenz-landes gehören daher auch die Aussagen der unterdrückten Deutschen. Welches Leid diese ertragen mußten, zeigt z.B. die schon eingangs erwähnte Detailanalyse Reinhard Schmutzers. Über das Ergebnis der Grenzlandbesiedlung urteilte kürzlich Ondrej Matějka, der Vorsitzende von Antikomplex, in der Zeitung „Standard sinngemäß so: Große Teile des ehemaligen Sudetengebietes sind sehr strukturschwach. Es leben dort viel weniger Menschen als vor dem Krieg, und die dort leben, haben häufig noch nicht Fuß gefasst. Wenn man sich ansieht, ob in den einzelnen Gemeinden die freiwillige Feuerwehr funktioniert, ob die Kirche lebt, ob die Menschen Feste feiern, dann merkt man, dass es das alles außerhalb des Sudetenlandes viel öfter gibt – also überall dort, wo nach dem Krieg nicht beinahe die ganze Bevölkerung ausgetauscht wurde. (Auswertung F.Volk)

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