„Demokratische Methoden“ der Tschechen 1919-1938

Freitag,16.Mai2014 von

„Die Minderheiten der Tschechoslowakei waren tatsächlich nur so genannt. Im tschechischen

Machtstaate gab es eigentlich nur eine Minderheit, und das waren die Tschechen selber. Erst

zusammen mit den in den Staat gelockten, dann gezwungenen und mit dem Versprechen

der Selbstverwaltung hingehaltenen Slowaken hatten sie die Mehrheit, und allerhand

Wahlrechtskunststücke mussten mithelfen. Die sogenannten Minderheiten waren in

Wirklichkeit auf ihrem Heimatboden vergewaltigte Mehrheiten.“6) S. 164-165

Die Staatsgrenzen zu Volksgrenzen zu machen, war von Anfang an das Ziel von Thomas

Masaryk, des ersten, mit Hilfe des US-Präsidenten Wilson selbst ernannten Staatspräsidenten

der am 28.10.1918 ausgerufenen Tschechoslowakischen Republik.

Der 4. März 1919 kennzeichnete seine Methoden.

Zlata Praha sekundierte anlässlich des Sokol-Festes 1919 mit der Empfehlung, man solle die

Deutschen über die Grenze peitschen. Von Anfang an bedienten sich seine Leute einer Art

Nebenregierung, der berüchtigten Jednotas, Terrorgruppen, welche vor allem die Beamten

überwachten, denunzierten und beliebig Entlassungen erzwingen konnten.5) S. 75

Die zahlreichen, ohne Legitimation des tschechischen Volkes, geschweige denn der

zwangseinverleibten „Minderheiten“-Bevölkerungen, z.T. schon aus den USA mitgebrachten

oder noch vor Abschluss des Versailler „Friedensvertrages“ in Kraft gesetzten Gesetze

leiteten die nachfolgenden – von der Weltöffentlichkeit mit Stillschweigen übergangenen

– Maßnahmen der tschechischen Machtergreifung ein. Der bis zum Friedensschluss am 28.

Juli 1919 gültig gewesene Waffenstillstand vom 5.11.1918 zwischen den Alliierten und

Assoziierten einerseits sowie Deutschland und Österreich-Ungarn andererseits hat die noch

in letzter Minute als kriegführende Macht anerkannte Tschechoslowakei berechtigt, „wichtige

strategische Punkte“ zu besetzen, was als Recht zur Inbesitznahme des ganzen Landes

ausgelegt wurde.

Ein frühzeitig in Kraft getretenes Wahlgesetz erlegte den Sudetendeutschen für ein Mandat im

Prager Parlament erheblich mehr Stimmen auf, als für tschechische Wahlkreise.

„Dazu bedurfte es auch einer besonderen Landvermessung, »Wahlordnung« genannt.

Ihr zufolge hatten 39.957 Tschechen, 47.716 Deutsche und 109.847 Madjaren je einen

Abgeordneten. Durch solche »Ordnungen« fiel das »demokratische« Überstimmen immer

leichter.“6) S. 165

Amtliche Wahlfälschungen blieben zusätzlich an der Tagesordnung. Nicht nur Stimmzettel

wurden falsch gezählt, sondern auch Tote „beteiligten“ sich an den Wahlen. Meist wurden

auch vor einer Wahl starke tschechische Truppen ins Sudetenland verlegt, die nicht nur

einschüchtern sollten, sondern sich dann auch an der Wahl beteiligten.

Zum Wahlergebnis im Mai 1938 gab die tschechische Zeitung Venkov am 24.5. befriedigend

kund:

„Bei jeder Wahl dringt unser tschechisches Element tiefer in die deutschen Gemeinden ein.

Im Pilsener Gebiet gewannen wir 17 Mandate, die bisher den Deutschen gehörten.“3) S. 168

 

 

Fußnoten:

3) Reinhard Pozorny, Wir suchten die Freiheit, Vlotho 1978.

5) E. J. Reichenberger, Wider Willkür und Machtrausch, Graz – Göttingen 1955.

6) Wilhelm Pleyer, Europas unbekannte Mitte, München – Stuttgart 1957.

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