Die Lage in den böhmischen Ländern am 8. Mai 1945

Donnerstag,8.Mai2025 von

Für den Mai 1945 wird man davon ausgehen können, daß sich in Böhmen und Mähren/Schlesien fast 6 Millionen Deutsche befanden. Diese hohe Zahl ist darauf zurückzuführen, daß sich hier auch rund eine Million Soldaten der Heeresgruppe Schörner befanden, die meistens in sowjetische Gefangenschaft geraten sollten. Viele dieser Soldaten erreichten die Heimat nicht mehr; das Schicksal zahlreicher Wehr­machtsverwundeter – insgesamt werden über 100000 geschätzt – sollte oft noch schlimmer werden.

Von ca. 3,3 Mill. Sudetendeutschen, die nach Abzug der im Kriege Gefallenen Anfang 1945 noch lebten, befanden sich mindestens 0,4 Mill. als Soldaten bzw. Kriegsgefangene außer­halb der Heimat; zu den 2,9 Mill. Sudetendeutschen kamen jedoch weitere deutsche Zivilper­sonen, nämlich unter anderen rund 1,2 Mill. Schlesier sowie viele Flüchtlinge aus der Slowakei und dem Südosten Europas. Dazu traten Luftkriegsevakuierte aus Nord- und Westdeutschland, darunter viele „kinderlandverschickte“ Jugendliche.

Um den 25. März 1945 hatte die Rote Armee, aus Schlesien vorstoßend, den Norden des Altvatergebirges und bis Mitte April, von Österreich und der Slowakei vorrückend, den Raum südlich Brünn in Mähren erreicht. Die deutsche Heeresgruppe Schörner verteidigte sich zäh; Teile der sudetendeutschen Zivilbevölkerung wurden vor den Kämpfen nach Böhmen evakuiert oder flohen.

Vom Westen her hatten US-Truppen in der zweiten Aprilhälfte Asch (21. April) und Eger (27. April) besetzt und bis zum 5. Mai in langsamem Vorrücken gegen praktisch keinen Widerstand die allgemeine Linie Budweis-Pilsen-Karlsbad erreicht. Die dort lebenden Sudetendeutschen blieben in ihren Heimatgebieten. Ein auf Veranlassung Churchills ergangener Befehl des neuen, seit 16. April amtierenden US-Präsidenten Truman (vom 5. Mai), bis zur Moldau-Elbe-Linie unter Einnahme Prags vorzustoßen, erreichte General Eisenhower erst am 7. Mai; die Weisung wurde jedoch nicht befolgt.

Am 1. Mai war die Nachricht vom Tode Hitlers verbreitet worden. Prag hatte zu dieser Zeit eine Bevölkerung von rund eine Mill. Menschen, davon ca. 200000 Deutsche, unter denen sich an die 30000 Wehrmachtsverwundete befanden. Am 5. Mai morgens brachen unter den Tsche­chen Unruhen aus, die zum Teil gesteuert, von der sog. „Regierungstruppe“ des „Protektora­tes“ und der Polizei, aber vor allem vom Großstadtpöbel getragen wurden. Die Aufständischen konnten einen Prager Rundfunksender besetzen und über ihn hetzerische Aufrufe verbreiten. Dadurch entstanden Straßenkämpfe in Prag und Unruhen auch in den tschechisch bewohnten Städten Innerböhmens.

Mährisch Ostrau und Brünn hatten die Russen am 30. April eingenommen. Noch waren die deutschen Soldaten in ihren Kasernen, lagen in den Lazaretten und in den Zü­gen die im Verkehrschaos nicht weiterkamen. Viele von ihnen gaben am 5. Mai ihre Waffen an die tschechischen Zivilisten ab, da ihnen ein weiterer Kampf sinnlos schien.

Der „Tschechische Nationalausschuß“ tauchte aus der Versenkung auf, wollte seinen „Aufstand“ nach deutschem Truppenabzug proklamieren. Nichts sehnli­cher hätten die zurückflutenden deutschen Kampfeinheiten getan, als in Ruhe das Land zu räumen. Aber der Drang einzelner Grüppchen, den „tschechischen Sieg“ zu er­kämpfen, war nicht zu zügeln. Es begann mit tschechischen Polizisten, die auf offener Straße deutsche Zivilisten ermordeten. Es kam zum Auf­stand. Nicht die Stadt wollten die deutschen Streitkräfte erobern, son­dern nur den freien Durchzug in Richtung Pilsen zu den Amerikanern erzwingen. Nach wenigen Stunden war die Lage der Stadt für die Tschechen hoffnungslos mit der Folge verzweifelter Hilferufe.

In der Nähe lagen Einheiten der Wlassow-Armee (russische Antikommunisten, verbündet mit der Deutschen Wehrmacht), mit dessen General die Aufständischen Verbindung aufnahmen. Ein sowjetischer Offizier in Prag-Wein­berge, der mit den Tschechen in Verbindung stand, versprach General Andrei Wlassow, wenn er den Pragern helfe, seien alle seine Verbrechen gegen die Sowjetunion nichtig. Wlassow hätte das Versprechen seiner sowjetischen Landsleute aufgrund seiner Kenntnisse besser einschätzen müssen! So drehte er jetzt den Spieß um, rückte mit deutschen Waffen in deutschen Uniformen gegen deutsche Soldaten vor! Bald fand sich der General Rudolf Toussaint, der Kommandant der deutschen Truppen, in auswegloser Lage und kapitulierte. Wlassow, mittlerweile von der nahenden Roten Armee informiert, daß er nicht als Verbündeter angesehen werde, versuchte sich abzusetzen. Als dem Befehl General Toussaints folgend, seine Soldaten Prag am Nachmittag des 8. Mai verlassen wollen, beginnt die Jagd der Tschechen auf die Deutschen.

Die Kampfhandlungen sollten schließlich durch den vertraglich zugesicherten, unbehinderten Abzug der Deutschen nach Westen (8.5., ca. 15.00 Uhr) beendet werden. In die beginnende Abzugsbewegung stieß die am 6. Mai aus Sachsen angetretene Rote Armee hinein (9.5., ca. 5.00 Uhr). Eine amtliche deutsche Dokumentation berichtete später, daß „unbeschreibliche Massenausschreitungen gegen die zurückgebliebenen Deut­schen“ folgten; in wenigen Tagen gab es viele tausende Tote. Soldaten, die ihre Waffen strecken, werden auf dem Wenzelsplatz an den Füßen an die Straßenlaternen aufgehängt, mit Ben­zin übergossen und angezündet. Frauen werden die Kleider vom Leib gerissen, an jeweils einem Bein an zwei Pferde gebunden, die Pferde in entgegengesetzten Richtungen angetrieben. Unter dem Gejohle der Tschechen werden die Leiber der armen Menschen auseinandergerissen.

In weiterer Folge erreichten diese aus den obengenannten Aufständischen hervorgegangenen, sogenannten „Revolutionsgarden“ dann die sudetendeutschen Gebiete, und es begannen auch dort die Massaker an der sudetendeutschen Zivilbevölkerung und die Vertreibungen!

Für all diese Verbrechen wurde nie ein Tscheche angeklagt. Im Gegenteil, mit dem tschechischen Gesetz vom 8. Mai 1946 wurden alle diese Verbrechen straffrei gestellt, siehe hier, Seite 14

https://www.vloe.at/Benes-Dekrete_deutsch.pdf

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