Herbert Czaja vor 100 Jahren geboren

Donnerstag,20.November2014 von

Am 5. November 2014 wäre Herbert Czaja 100 Jahre alt geworden. Gestorben ist er am 18. April 1997. Im öffentlichen Gedächtnis blieb Czaja als langjähriger Präsident des BdV haften. Czajas Geburtsort war Teschen, das 1920 Polen zugeschlagen wurde. So lernte er schon früh die Nöte nationaler Minderheiten kennen. Nach dem Abitur in Bielitz studierte Czaja in Krakau und Wien Germanistik, Geschichte und Philosophie. 1939 promovierte er in Krakau und arbeitete dort zunächst als wissenschaftlicher Assistent. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen geriet er ins Visier der Gestapo, da er dem Hitlergegner Eduard Pant nahestand und Mitglied in dessen „Deutschem Verband zur nationalen Befriedung Europas“ angehörte. Er wurde wegen Hochverrats angeklagt und verlor die Assistentenstelle. Nach kurzer Tätigkeit als Gymnasiallehrer wurde er zur Wehrmacht einberufen. An der Ostfront erlitt er eine schwere Verwundung.
Seine Wahlheimat wurde Stuttgart, wo er 1948 auch heiratete. Politisch betätigte er sich zunächst auf kommunaler Ebene, ehe er von 1953 bis 1990 in den Deutschen Bundestag einzog. Von 1980 bis 1990 führte er die Gruppe der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in der CDU/CSU. Mitte der 60er-Jahre hatte er mit der Zuständigkeit für den sozialen Wohnungsbau auch ein einflussreiches Amt inne.
Nachdem er 1969 zum Sprecher der Landsmannschaft Oberschlesien gewählt worden war, übernahm er von 1970 bis 1994 auch das schwierige Amt des BdV-Präsidenten. Es war ein aufreibendes Amt, da er Willy Brandts Ostpolitik ablehnte. Er forderte zwar nie die Wiederherstellung der Reichsgrenzen vom 31.12.1937, wollte mit Polen über die Oder-Neiße-Gebiete aber nur innerhalb einer gesamteuropäischen Friedensordnung mit einem gerechten Interessenausgleich verhandeln. Einer seiner größten Erfolge war 1973 die Verfassungsbeschwerde, mit der verhindert wurde, dass die heimatverbliebenen Schlesier aus der deutschen Staatsangehörigkeit entlassen wurden. Unnötig zu erwähnen, dass Czaja im Bundestag immer wieder Spott und Häme erdulden musste, so etwa vom grünen Realo Joschka Fischer.
Sein politisches Vermächtnis legte Czaja in einem tausendseitigen Werk „Unterwegs zum kleinsten Deutschland-Mangel an Solidarität mit den Vertriebenen-Marginalien zu 50 Jahren Ostpolitik“ nieder. Erst nach seinem Tod am 18. April 1997 erfuhr seine Familie, dass ihn der polnische Geheimdienst 37 Jahre lang abgehört hatte.

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