Tschechische Studenten im dt. Reich

Freitag,8.Februar2013 von

Die Prager Studentenunruhen im Spätherbst 1939 führten zur Schließung aller tschechischen
Hochschulen. Zwar konnte mancher tschechischer Student in Pressburg weiterstudieren, doch das
reichte nicht aus, um den Nachwuchs in den akademischen Berufen sicherzustellen. Daher forderte
Reichsprotektor Neurath 1940, einer begrenzten Zahl tschechischer Studenten ein Studium „im Reich“
zu gestatten, zumal das auch zur Befriedung der inneren Lage im Protektorat beitragen würde. Das
Angebot wurde auf Medizin, Technik, Bergbau und Geschichte beschränkt. Mit letzterem wollte man
den Gesichtkreis künftiger tschechischer Geschichtslehrer erweitern. Für den Probelauf im
Sommersemester 1941 wurden fünfzig Studentinnen und Studenten ausgewählt, von denen aber nur
36 antraten. Aus Sicherheitsgründen kamen grenznahe Hochschulorte (z.B.
Aachen, Königsberg) nicht in Frage. Auf die tschechische Bevölkerung wirkte
diese Maßnahme erwartungsgemäß beschwichtigend. Ende 1943 studierten im
Reich bereits 800 Tschechen, deren Verhalten und Studienerfolge sehr
zufriedenstellend waren. Rüstungsminister Speer ließ sogar Internate für sie
bauen. Ende 1944 wurde die Lage komplizierter. Die Immatrikulation von 2000
Tschechen ließ sich nicht mehr verwirklichen. In München, Karlsruhe und Leipzig
halfen die verbliebenen insgesamt 431 Studenten beim Wegräumen des Bombenschutts. Der Übergang
nach Kriegsende wurde von der tschechischen Bürokratie verständnisvoll unterstützt.
http://nassmer.blogspot.de)

Verwandte Artikel

Share